Schneller Surfen im Schwarzwald

Rund um die baden-württembergische Gemeinde Simonswald nahe Freiburg soll die Bevölkerung mit schnellerem Internet ausgestattet werden. Die bisherige Antennenbestückung des Mobilfunkmastes reicht hierfür nicht mehr aus. Die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) beauftragt FUCHS Europoles mit einer Netzmodernisierung. Da der alte Mobilfunkmast ausgelastet ist, wird ein neuer Mast daneben errichtet, der der neuen Antennenbestückung statisch gewachsen ist.

Nach und nach wird das Netz aufgerüstet

Die Deutsche Funkturm GmbH plant, realisiert und vermarktet Antennenträger- und Technikflächen, etwa auf Türmen, Dächern oder auf Mobilfunkmasten. Dazu sind Funknetzplaner in ganz Deutschland unterwegs und prüfen den Empfang. Sie entscheiden, in welchen Regionen der Empfang verbessert werden soll und schicken Akquisiteure, die sich nach geeigneten Standorten umsehen und mit den Eigentümern verhandeln. Gleichzeitig sucht die DFMG nach Kunden, die diese Standorte mieten: Dazu zählen die deutschen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und O2 ebenso wie der Behörden- und Amateurfunk.

Mehrere Anbieter senden von einem Mast

Auf mehreren Plattformen verteilt, kann alle 15 Grad ein Antennentragrohr am Mast befestigt werden – so teilen sich meist mehrere Anbieter einen Mast. „Das ist alles eine Frage der Statik. Die Maste werden je nach Last entsprechend stabil gebaut, entweder aus Stahl oder aus Schleuderbeton, erklärt Wolfgang Weiss, der für Bayern und Baden-Württemberg zuständige Bauleiter im Bereich Infrastruktur, Netzmodernisierung und Netzausbau bei FUCHS Europoles. Manchmal ist ein älterer Mast jedoch für die neuen Anforderungen nicht ausgelegt.

Masttausch (SWAP)

So auch in Simonswald. Beim notwendigen Masttausch (SWAP) wird in erster Linie die Netztechnik modernisiert bzw. aufgerüstet. Der neue Mast wird dabei neben dem alten platziert, die Systemtechnik soweit wie möglich vorbereitet. An einem festgelegten Stichtag geht die Anlage dann für ein paar Stunden vom Netz. „Dann werden die vorbereiteten Kabel an die neue Systemtechnik im Schaltkasten angeschlossen. Wenn alles geprüft ist und funktioniert, kann die neue Anlage ans Netz“, sagt Weiss. Solange läuft erstmal die alte weiter. Die Kunden werden vorab über ihren Netzbetreiber informiert, wann das alte System endgültig abgeschaltet wird und das neue ans Netz geht – in diesem Zeitraum herrscht dann kurz Funkstille, bevor es sich anschließend umso schneller surfen lässt.

 „Dort oben am Berg war neben dem alten Mast so gut wie kein Platz. Wir mussten mit dem neuen Fundament bis auf 50 Zentimeter ans alte ran.″

Wolfgang Weiss

Bauleiter im Bereich Infrastruktur, Netzmodernisierung und Netzausbau FUCHS Europoles GmbH

Beengte Verhältnisse

Denn: Auf der anderen Seite stießen sie nach einem knappen halben Meter auf blanken Fels. So hieß es zunächst, das alte Fundament aufgraben und verstärken, um die Stabilität während der Bauarbeiten zu gewährleisten. Auch der 50 Meter hohe, neue Mobilfunkmast musste sonderangefertigt werden. „In der Regel bestehen unsere Standardmaste aus drei Teilen, die dann mit Flanschplatten zusammengesetzt werden. Hier haben wir den Mast in vier Teilen produziert, um den Transport auf den Berg überhaupt möglich zu machen“, erinnert sich Weiss.

Tausch der Schaltkästen

Innerhalb einer Woche ist der Mast gestellt, die Antennen sind montiert und ausgerichtet, die Kabel verlegt und an die Systemtechnik im Schaltkasten neben dem Mastfuß angeschlossen. „Das war die nächste Herausforderung, denn der alte und der neue Schaltkasten hatten definitiv nicht zusammen dort oben Platz“, erklärt Wolfgang Weiss. So wurde der alte Schaltkasten kurzerhand per Kran auf einen nahegelegenen Waldweg verfrachtet. Die Kabellänge ließ es zu, das alte System wieder ans Netz zu nehmen, bis das neue vorbereitet war. 

Genehmigung und Bodengutachten

Ein Masttausch braucht Vorlaufzeit. Landratsämter bzw. zuständige Kommunen müssen den Bauantrag genehmigen, involvierte Fachabteilungen wie Naturschutzbehörden oder Wasserwirtschaftsämter den Maststandort – manchmal unter zusätzlichen Auflagen. „Wir mussten schon mal Eidechsen zählen lassen, Fledermauskästen aufhängen oder einen Spielplatz sanieren“, erinnert sich Weiss. Ist ein Flughafen in der Nähe, schaltet sich die Flugsicherung ein. Falls notwendig, muss eine Flughindernisbefeuerung oben auf dem Mast angebracht werden, sprich Signalleuchten oder ein Flughindernisanstrich.

Nach der Baufreigabe werden die Bodenverhältnisse geprüft. Ein Bodengutachter erstellt das Bodenprofil und schlägt eine bevorzugte Fundamentvariante vor. Manchmal kann nur mit einem Rammrohr gearbeitet werden, das mehrere Meter in den Boden reicht und nur einen etwas größeren Durchmesser als der Mobilfunkmast selbst hat. In anderen Fällen muss das Fundament verstärkt werden, etwa bei sandigen oder torfigen Böden. Das hängt auch von der vorgegebenen Masthöhe ab, die für das Gebiet berechnet wurde; deren Standard liegt zwischen zehn und 60 Meter. Die hauseigene Statik- und Technikabteilung berechnet auf Basis des Bodengutachtens und der Maststatik das wirtschaftlichste Fundament.

Vormontage im Werk

Bevor der Mast in die Senkrechte geht, wird alles montiert, was das spätere Bestücken mit den Antennen erleichtert: Bereits vor dem Transport werden im Werk am liegenden Mast die Antennentragrohre angeschraubt; dann sind später nur noch die Antennen selbst zu montieren und die Feinjustierung vorzunehmen.

Kräne helfen beim Aufstellen. Mithilfe von Winden am Mastfuß wird der Mast vertikal ausgerichtet. Die Mastteile werden mit Flanschen zusammengebaut, die Plattformen mittels Kran über die Mastspitze gestülpt. Anschließend wird die Abstrahlrichtung der Antennen laut Plan vorgenommen. Die exakte Ausrichtung gibt die Bundesnetzagentur vor.

Senden gut, alles gut

Der Anschluss klappt störungsfrei. Seit Oktober 2017 ist der neue Mobilfunkmast in Betrieb. Die Telekom sendet bereits seit Beginn, im Dezember 2017 ging auch Vodafone ans neue Netz. Alles in allem hat dieses Projekt ein halbes Jahr gedauert. Jetzt sendet der Mast auf einem LTE-Frequenzspektrum von 1800 und 2600 Megahertz, was eine Übertragungsrate von bis zu 100 Megabits pro Sekunde und damit schnelles Surfen im Internet erlaubt.

Technische Daten

Standort: Simonswald, Baden-Württemberg
Ausführungszeit: Juli 2017 bis August 2017
Leistungsumfang:

  • Masttausch
  • Projektbeteiligte: DFMG Deutsche Funkturm GmbH
  • Sondermast: 4-teilig
  • Höhe: 50 Meter
  • Gewicht: 64 Tonnen
  • Durchmesser Fuß: 1740 Millimeter
  • Durchmesser Zopf: 768 Millimeter
  • Netze: D1, D2, O2